Künstlerinnen!
Von Monjé bis Münter
25. September 2025 bis 1. Februar 2026
Sie kämpften für ihre Ausbildung, für Anerkennung und Sichtbarkeit – und verschwanden dennoch fast vollständig aus der Geschichtsschreibung: Mit der Ausstellung Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter holt der Kunstpalast über 30 Künstlerinnen zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Die Schau gibt Einblick in rund 100 Jahre weiblichen Kunstschaffens in Düsseldorf – einer Stadt, die im 19. Jahrhundert wichtiger Anlaufpunkt für Künstlerinnen aus ganz Europa war, obwohl ihnen die Türen der Kunstakademie verschlossen waren. Die große Sonderausstellung widmet sich – anschließend an ein mehrjähriges Forschungsprojekt – erstmals umfassend den Lebenswegen und Werken jener Frauen, die in dieser Zeit in Düsseldorf künstlerisch tätig waren: Eine (Wieder) Entdeckung, die ein Kapitel der Kunstgeschichte neu schreibt.
Pressemitteilung
Bitte beachten Sie: Die Verwendung des Bildmaterials ist nur kostenfrei in Verbindung mit aktueller journalistischer Berichterstattung zu den relevanten Ausstellungen und Veranstaltungen gestattet, sofern das Copyright genannt wird. Zuschneiden der Illustrationen ist nicht gestattet.
„Jede neue Schwierigkeit war mir ein neuer Ansporn“, schreibt die Malerin Elisabeth Jerichau-Baumann um 1874– ein Satz, der das Selbstverständnis vieler weiterer Künstlerinnen widerspiegelt und als Leitmotiv dieser Ausstellung gelten könnte. Die Schau macht die Beharrlichkeit und das Talent von Generationen von Frauen in der Kunst sichtbar, die lange ignoriert wurden.
2021 initiierte der Kunstpalast ein Forschungsprojekt, das erstmals umfassend nach den Spuren der zwischen 1819 und 1919 in Düsseldorf tätigen Künstlerinnen suchte; jenen 100 Jahren von der Wiedergründung der Kunstakademie bis zu deren schrittweiser Öffnung für Frauen. Die Ergebnisse überraschten selbst Fachleute: Über 500 Namen konnten durch Recherchen in Archiven, Adressbüchern, Ausstellungskatalogen und historischen Zeitungen ermittelt werden – weit mehr als die bisher bekannten rund 200. Viele dieser Frauen nahmen Privatunterricht, studierten an der Kunstgewerbeschule oder arbeiteten selbstständig. Einige waren in internationalen Ausstellungen vertreten, erhielten Preise und Stipendien und ihre Werke wurden von wichtigen Sammlungen erworben. Dennoch sind auch sie heute weitgehend unbekannt, ihre Namen fanden keinen Eingang in den Kanon.
Die Schau ist das Ergebnis intensiver Grundlagenforschung, aber auch ein selbstkritischer Blick auf die eigene Sammlungsgeschichte. Denn der Kunstpalast – 1913 als Städtische Kunstsammlungen zu Düsseldorf gegründet – war Teil des strukturellen Ausschlusses: Vor 1933 wurden lediglich vier Gemälde von Künstlerinnen angekauft. Erst in den letzten Jahrzehnten begann ein Wandel. Unter der Direktion Felix Krämers wurden ab 2017 gezielt Arbeiten weiblicher Kunstschaffender erworben, darunter 15 Gemälde von Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts wie Emilie Preyer, Paula Monjé oder Emmy Lischke, die in der Ausstellung vertreten sind.
„Nach wie vor ist eine grundlegende Aufarbeitung der systemischen Ungleichbehandlung von Frauen in der Kunstgeschichte notwendig, um deren Leistungen gerecht zu werden“, betont Generaldirektor Felix Krämer. „Gerade in einer Stadt wie Düsseldorf, die für ihre Kunstakademie weltberühmt ist, liegt es nahe, hier zu beginnen, die eigene Kunstgeschichte zu überdenken und neu zu schreiben.“
Die Ausstellung setzt genau da an: Sie macht verschüttete Geschichten zugänglich und beleuchtet, mit welchen Mitteln Frauen ihren künstlerischen Weg trotz struktureller Benachteiligung gingen. Neben bekannten Namen wie Gabriele Münter zeigt der chronologisch-thematische Rundgang in elf Räumen vergessene Protagonistinnen wie Amalie Bensinger, Magda Kröner oder Marga Klinckenberg. Zahlreiche Werke der insgesamt 31 vorgestellten Künstlerinnen werden erstmals seit dem 19. Jahrhundert öffentlich präsentiert.
„Wir wollten wissen: Welche Frauen waren hier wann aktiv? Wer waren sie und was können wir über ihren Weg in die Kunst herausfinden? Es gab so viele spannende Künstlerinnen, die es wert sind, Beachtung zu finden“, sagt Kuratorin und Leiterin des Forschungsprojektes, Kathrin DuBois, über den lange überfälligen Perspektivwechsel.
Bei der Durchsicht von Überblicksdarstellungen zur Kunst der sogenannten Düsseldorfer Malerschule zeigt sich: Das „aktive Vergessen“ begann Ende des 19. Jahrhunderts, zu einem Zeitpunkt, als Künstlerinnen immer zahlreicher wurden und verstärkt Ausstellungsmöglichkeiten und Ausbildungschancen einforderten.
Ein besonderer Fokus liegt auf den Künstlerinnen aus Skandinavien und Finnland, die Düsseldorf als Ausbildungs- und Inspirationsort wählten. Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Ateneum Art Museum/Finnische Nationalgalerie in Helsinki. Dort war von März bis August 2025 die Schau Crossing Borders. Travelling Women Artists in the 1800s zu sehen, die sich thematisch mit der Ausstellung des Kunstpalastes überschnitt und über 200.000 Besucher*innen anzog.
Künstlerinnen! ist mehr als eine historische Rückschau – die Ausstellung ist ein klares Statement für Gleichberechtigung und einen kritischen Blick auf den bestehenden Kanon. Sie erzählt von mutigen Wegen, klugen Entscheidungen und von Künstlerinnen, die mit ihrer Arbeit den Boden bereitet haben für das, was heute selbstverständlich sein sollte: gleiche Chancen für alle, auch in der Kunst.
Das Projekt wurde großzügig gefördert durch die Kulturstiftung der Länder, den Landschaftsverband Rheinland, die Ernst von Siemens Kunststiftung und VAN HAM Kunstauktionen. Es entstand mit Unterstützung des Forschungsvolontariats Kunstmuseen NRW des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalens.
„Mit der Ausstellung Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter stellt sich der Kunstpalast selbstkritisch den Ergebnissen eines internen Forschungsprojektes. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in dieser Schau konsequent nutzbar gemacht: So wird jenen Künstlerinnen aus der Zeit der Düsseldorfer Malerschule Sichtbarkeit verschafft, deren Fehlen im eigenen Sammlungsbestand die Studie offengelegt hat. Die historisch ausgerichtete Ausstellung knüpft damit an wichtige aktuelle Diskurse zu Geschlechterrollen und Machtdispositiven in der Kunstgeschichte wie in Kunstinstitutionen an. Gerne haben wir diese fundierte Aufarbeitung eines zentralen Kapitels der rheinischen Kulturgeschichte wie die Sichtbarmachung vernachlässigter künstlerischer Perspektiven mit Mitteln der LVR-Kulturförderung unterstützt“, erläuterte Dr. Corinna Franz, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
„Vermehrt steht das künstlerische Schaffen sowie Arbeitsbedingungen von Frauen in vergangenen Jahrhunderten im Fokus von großen Ausstellungs- und Forschungsprojekten. Diese lang überfällige Integration weiblichen Kunstschaffens in die Kunstgeschichtsschreibung eröffnet ganz neue Perspektiven – auch auf die Künstlerinnen des langen 19. Jahrhunderts, auf die sich die Ausstellung im Kunstpalast fokussiert. Es freut die Ernst von Siemens Kunststiftung, dieses schöne Ausstellungsprojekt unterstützen zu können und es einer ganzen Reihe von Erwerbungs- und Ausstellungsförderungen zu Künstlerinnen und Forschungsförderungen zu Kunstagentinnen, Restauratorinnen und Museumsdirektorinnen hinzufügen zu können“, so Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
In der Ausstellung vertretene Künstlerinnen:
Victoria Åberg | Amalie Bensinger | Fanny Churberg | Mathilde Dietrichson | Alma Erdmann | Ilna Ewers-Wunderwald | Alexandra Frosterus-Såltin | Marta Hegemann | Minna Heeren | Adeline Jaeger | Elisabeth Jerichau-Baumann | Marga Klinckenberg | Benita Koch-Otte | Magda Kröner | Gertrud von Kunowski | Marie Laurencin | Emmy Lischke | Amalia Lindegren | Luise von Martens | Paula Monjé | Gabriele Münter | Emilie Preyer | Sophie Ribbing | Julia Schily-Koppers | Christiane Schreiber | Martel Schwichtenberg | Alwine Schroedters | Hermine Stilke | Milly Steger | Emma Volck | Marie Wiegmann
Kuratorin: Kathrin DuBois, Leitung Malerei bis 1900
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Nina Köppert
Wissenschaftliche Volontärin: Hannah Steinmetz
Bitte beachten Sie: Die Verwendung des Bildmaterials ist nur kostenfrei in Verbindung mit aktueller journalistischer Berichterstattung zu den relevanten Ausstellungen und Veranstaltungen gestattet, sofern das Copyright genannt wird. Zuschneiden der Illustrationen ist nicht gestattet.
Pressebilder
Amalie Bensinger, Hochzeitsmorgen, 1856, Öl auf Leinwand, 122 x 155cm, Privatbesitz, Foto: Horst Ziegenfusz, Mörfelden-Walldorf
Paula Monjé, Frau in altdeutschem Kostüm, 1878 Öl auf Leinwand, 110 x 73 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: Kunstpalast – LVR-ZMB, Annette Hiller- ARTOTHEK
Elisabeth Jerichau-Baumann, Italienische Osteria, o.J., Öl auf Leinwand, 122 x 172 cm, Nationalmuseum Stockholm, Schenkung 1888 General J.W. Johnson, Foto Anna Danielsson Nationalmuseum
Gabriele Münter, Margret Umbach, 1932, Öl auf Leinwand, 46,5 x 38,2 cm, Sammlung Dreiländermuseum Lörrach, Foto: Dreiländermuseum Lörrach/Axel Hupfer © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Marie Laurencin, Tillya ou Jeune fille à l’éventail, um 1925, Öl auf Leinwand, 50,1 x 43,2 cm, Stiftung Sammlung Ziegler im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Foto: Stiftung Sammlung Ziegler
Fanny Churberg, Winterlandschaft, Sonnenuntergang, 1878, Öl auf Leinwand, 26 x 41 cm, Finnish National Gallery / Ateneum Art Museum, Schenkung von Arvid Sourander, Foto: Finnish National Gallery / Hannu Aaltonen
Amalia Lindegren, Mädchen mit einer Orange, 1855, Öl auf Leinwand, 40 x 31 cm, Nationalmuseum, Stockholm, Foto: Linn Ahlgren, Nationalmuseum
Gertrud von Kunowski, Die Malschule, Atelier der Künstlerin in Düsseldorf, 1912, Öl auf Leinwand, 195 x 185 cm, Bauhaus-Archiv Berlin, © Gertrud von Kunowski
Ilna Ewers-Wunderwald, Wassermann um 1910, Feder und Gouache auf Papier, 35 x 26 cm, Privatsammlung
Martel Schwichtenberg, Selbstporträt 1924, Öl auf Leinwand, 45 x 36 cm, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Foto: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Minna Heeren, Strickendes Mädchen, 1854, Öl auf Leinwand, 108 x 78 cm, Hamburger Kunsthalle, Foto: bpk,/ Elke Walford
Foto: Anne Orthen
Foto: Anne Orthen
Mathilde Dietrichson, Selbstporträt, 1865, Öl auf Leinwand, 49,6×37,2 cm, OsloMuseum, Foto: Rune Aakvik, OsloMuseum
Foto: Anne Orthen
Foto: Anne Orthen
Emilie Preyer, Stillleben mit Trauben, Reineclauden,Pfirsich und Haselnüssen, ohne Jahr, Öl auf Leinwand, 23 x 29 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Foto:Kunstpalast – LVR-ZMB, Joshua Esters – ARTOTHEK
Foto Anne Orthen
Pressekontakt
Sarah Wulbrandt
Leiterin Presse und Pressesprecherin
Christina Bolius
Mitarbeiterin Presse