BLICKWINKEL
Made in Düsseldorf #7: Erica Baum | Rita McBride | Bernd und Hilla Becher | Boris Becker | Tata Ronkholz | Katharina Sieverding
12. September bis 26. Oktober 2025
Made in Düsseldorf ist eine Ausstellungsreihe der Stadtsparkasse Düsseldorf in Kooperation mit dem Kunstpalast und dem NRW-Forum. Sie widmet sich zeitgenössischen Künstler*innen, die durch ihr Studium, ihren Wohnort oder durch künstlerische Inhalte in Verbindung mit Düsseldorf und dem Rheinland stehen. In der siebten Ausstellung werden vom 12. September bis zum 26. Oktober 2025 im Kunstpalast unter dem Titel BLICKWINKEL fotografische Arbeiten aus der Kunstsammlung der Stadtsparkasse Düsseldorf von Rita McBride, Erica Baum, Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Tata Ronkholz und Katharina Sieverding gezeigt. Ergänzt wird die Ausstellung mit Leihgaben zu Tata Ronkholz aus einer Düsseldorfer Privatsammlung.
Pressemitteilung
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Die Fotografie hat sich im Laufe der Zeit von einer ursprünglich dokumentarischen Technik, um die Welt bildlich festzuhalten, zu einem vielseitigen Ausdrucksmittel mit großem Interpretationsspielraum entwickelt. In drei Kapiteln zeigen sechs Positionen verschiedene, teils konträre Ansätze mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Perspektiven auf die künstlerische Fotografie als Dokumentations- oder Ausdrucksform.
Erica Baum (* 1961) und Rita McBride (* 1961) arbeiten beide mit einer starken Vergrößerung der jeweiligen, die Form betonenden Bildinhalte. Sie laden die Betrachtenden dazu ein, das Abgebildete und seine Bedeutung oder Funktion zu hinterfragen. So muss man zweimal hinschauen, um in den Fotografien der Werkgruppe Patterns von Erica Baum zu erkennen, dass es sich um technische Schnittmuster aus dem Schneiderhandwerk handelt. Erica Baum fotografiert alltägliche Materialien wie Nähanleitungen, Archivbilder oder Zeitungen. In ihren komponierten Fotografien verbindet sie Sprache, Bild und Alltagsmaterialien zu poetischen Bildräumen, die eine narrative Kraft besitzen und neue Bedeutungsebenen aufzeigen. Mit der Bedeutungsverschiebung setzt sich auch Rita McBride auseinander. In ihrer Werkreihe Templates werden die Schablonen, die einst essentielle Hilfsmittel im technischen Zeichnen waren, durch die Vergrößerung zu eigenständigen Kunstwerken. Rita McBride löst das Werkzeug somit von seinem ursprünglichen Zweck, um die Verschiebung von Funktionalität und die soziale sowie kulturhistorische Rolle von Objekten zu untersuchen.
Mit ihrer systematischen und typologischen Herangehensweise ihrer dokumentarischen Fotografie haben Bernd (* 1931, † 2007) und Hilla Becher (* 1934, † 2015) nachfolgende Generationen von Künstler*innen maßgeblich beeinflusst. Im Mittelpunkt ihres fotografischen Lebenswerkes stehen Objekte der Schwerindustrie und des Bergwerks, wie die in dieser Ausstellung gezeigten Wassertürme und Fördertürme. Viele der fotografierten Bauwerke existieren aufgrund des industriellen Strukturwandels heute nicht mehr, was ihre Arbeit zu einer einzigartigen Bestandsaufnahme macht. Das Künstlerpaar sowie auch ihre einstigen Schüler*innen Boris Becker (* 1961) und Tata Ronkholz (* 1940, † 1997) wählen bei ihren fotografischen Arbeiten von Bauwerken eine ähnliche frontale und zentrale Perspektive, die einen Vergleich der Fotografien ermöglicht. Gleichzeitig wird deutlich, dass Boris Becker und Tata Ronkholz früh ihre individuellen künstlerischen Wege eingeschlagen haben. Boris Becker hat früh den Anspruch an eine rein abbildende, dokumentierende und typologische Fotografie aufgegeben. Seine Arbeiten hinterfragen die Abbildung der Wirklichkeit, indem sie die Differenz zwischen Motiv und Bildwirkung betonen und Raum für Imagination in Verbindung mit eigenen Erinnerungen schaffen. In seinen Werkgruppen Wohnhäuser und Hochhäuser untersucht Boris Becker Form, Funktion und die menschliche Prägung von Raum. Ein Bezug zum Alltagsraum ist auch in den Arbeiten von Tata Ronkholz ein zentraler Bestandteil. Dabei geht es ihr um eine beiläufige, darstellende Abbildung des Alltäglichen, deren gesellschaftliche und soziale Funktionsweisen sowie die Vergänglichkeit dieser kulturhistorischen Orte.
Das Interesse von Katharina Sieverding (* 1941) ist nicht die Dokumentation einer vermeintlichen Wirklichkeit, sondern das Infragestellen der fotografischen Abbildlichkeit und die Erforschung der Möglichkeiten der künstlerischen Fotografie. Durch ihre experimentelle Arbeitsweise mit Verfahren wie Montage, Filtern und Solarisation transformiert und verfremdet sie ihre großformatigen Selbstportraits und verweist damit auf gesellschaftliche, politische und strukturelle Herausforderungen ihrer Zeit. Dabei geht es Katharina Sieverding nicht um eine autobiografische Selbstdarstellung, sondern vielmehr um eine Reflexion über Identität, gesellschaftliche Geschlechterrollen und Machtverhältnisse.
Zum Engagement der Stadtsparkasse Düsseldorf
Seit 2017 unterstützt die Stadtsparkasse Düsseldorf als Hauspartner das NRW-Forum bei seinen Ausstellungs- und Vermittlungsprojekten. Dieses Jahr ist die Ausstellung erstmalig im Kunstpalast zu sehen, mit dem das NRW-Forum 2020 fusionierte. Kunstförderung und die Unterstützung von Kulturinstitutionen in Düsseldorf stellen für die Stadtsparkasse Düsseldorf einen wichtigen Teilbereich des gesellschaftlichen Engagements dar.
In den 1970er-Jahren wurde die Kunstsammlung der Stadtsparkasse Düsseldorf durch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Fritz Kulins initiiert. Im Zuge von Kunstausstellungen im Unternehmen fanden erste Werke ihren Weg in die Sammlung. Vor allem Arbeiten von Studierenden der Kunstakademie aber auch von bedeutenden Vertreter*innen der Düsseldorfer Kunstszene wurden in den Bestand aufgenommen. 2008 entstand durch eine Kooperation mit dem Kunstpalast die Sammlung der Stadtsparkasse Düsseldorf im Kunstpalast. Die dort vertretenen Künstler*innen haben durch Wohnsitz, Studium, persönliche oder professionelle Verbindungen einen Bezug zu Düsseldorf bzw. dem Rheinland.
Mit den neuen Ankäufen und der Fokussierung auf das Medium der Fotografie unterstützt die Stadtsparkasse Düsseldorf den Kunstpalast bei der Erweiterung seiner Fotografiesammlung. In der jährlich stattfindenden Ausstellung Made in Düsseldorf wird eine Auswahl dieser Neuankäufe, die auf Vorschlägen der Leiterin der Sammlung Fotografie des Kunstpalastes, Linda Conze, basieren, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Made in Düsseldorf #7 zeigt sechs verschiedene fotografische Positionen aus der Kunstsammlung der Stadtsparkasse Düsseldorf. Darunter sind mit den drei Arbeiten von Rita McBride und einer Fotografie von Tata Ronkholz einige Neuankäufe aus dem Vorjahr zu sehen.
Die Ausstellung wird kuratiert von Esther Breinig, Kuratorin der Kunstsammlung der Stadtsparkasse Düsseldorf (esther.breinig@sskduesseldorf.de, +49 (0) 211 – 878 1393).
Bitte beachten Sie: Die Verwendung des Bildmaterials ist nur kostenfrei in Verbindung mit aktueller journalistischer Berichterstattung zu den relevanten Ausstellungen und Veranstaltungen gestattet, sofern das Copyright genannt wird. Zuschneiden der Illustrationen ist nicht gestattet.
Pressebilder
Katharina Sieverding, Die Sonne um Mitternacht schauen, 1988, © Katharina Sieverding, VG Bild-Kunst, Foto © Klaus Mettig, VG Bild-Kunst
Tata Ronkholz, Lindenstrasse 107, 1979, ©Tata Ronkholz, VAN HAM Art Estate / Courtesy of Bassenge Auktionen, Berlin
Erica Baum, Edge 33, 2019 © Erica Baum, Courtesy of the artist and Klemm’s, Berlin
Rita McBride, Fanout Template, 2006 © Rita McBride. Photo Credit Achim Kukulies,