Düsseldorfer Malerschule

Die Düsseldorfer Malerschule umfasst mehr als 4.000 Künstlerinnen und Künstler, die im Zeitraum von 1819 bis 1918, von der Wiederbegründung der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf bis zum Ende der preußischen Regierungszeit im Rheinland, an der Kunstakademie oder in ihrem Umfeld tätig waren. 

Unter ihrem Direktor Wilhelm Schadow (1826-1859 Direktorat) entwickelte sich die Akademie zur führenden deutschen Ausbildungsstätte für Maler, der Begriff Düsseldorfer Malerschule wurde bald überregional bekannt. Schon Peter von Cornelius und sein Nachfolger Wilhelm Schadow entwarfen ein Reglement für die Ausbildung an der Kunstakademie, das in kaum veränderter Form bis ins 20. Jahrhundert Geltung hatte und die Grundlage für den dauerhaften Erfolg der Düsseldorfer Malerschule bildete.

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Johann Wilhelm Schirmer | Das Wetterhorn, 1838, Öl auf Leinwand, 242 x 199 cm, Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, Dauerleihgabe der Kunstakademie Düsseldorf
Johann Wilhelm Schirmer | Das Wetterhorn, 1838, Öl auf Leinwand, 242 x 199 cm, Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, Dauerleihgabe der Kunstakademie Düsseldorf

Gattungen 


Zunächst lag der Schwerpunkt der Düsseldorfer Malerschule auf der Historienmalerei, einschließlich auf dem Porträt, später auf der Landschafts- und Genremalerei. Innerhalb der Gattungshierarchie nahm die Historienmalerei mit ihren religiösen, mythologischen, geschichtlichen und literarischen Inhalten den ersten Platz ein. Die Tendenzen zur Spezialisierung der Maler auf einzelne Sparten sah Schadow kritisch, konnte diese Entwicklung jedoch nicht aufhalten. 1828 malte Johann Wilhelm Preyer die ersten selbstständigen Stillleben und legte damit den Grundstein für das Fach der Stilllebenmalerei. 1827 gründeten Carl Friedrich Lessing und Johann Wilhelm Schirmer den „Landschaftlichen Componirverein“ und zwei Jahre später wurde Schirmer Leiter der ersten Klasse für Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die Landschaftsmalerei entwickelte sich in der Folge zur erfolgreichsten Gattung innerhalb der Düsseldorfer Malerschule. Für die Genremalerei war Carl Friedrich Lessing einer der Pioniere. In der Nachfolge von Eduard Pistorius schufen Lessing und Theodor Hildebrandt ab Anfang der 1830er-Jahre Werke, die keine Ereignisse von historischer Bedeutsamkeit darstellten sondern alltägliche Situationen. Trotz der großen Beliebtheit dieser Gemälde wurde erst 1874 eine Klasse für Genremalerei eingerichtet.

Theodor Hildebrandt | Die Ermordung der Söhne Eduards IV., 1830, Foto: Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK
Theodor Hildebrandt | Die Ermordung der Söhne Eduards IV., 1830, Foto: Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK

INTERNATIONALITÄT


Auch wenn der Name nur lokale Bedeutung vermuten lässt, war die Düsseldorfer Malerschule keineswegs nur ein regionales Phänomen. Der hervorragende Ruf der Akademie und der freien Maler zog scharenweise Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt nach Düsseldorf. Auf dem Höhepunkt des internationalen Interesses an Düsseldorf, in den 1850/60er-Jahren, bildeten sich große Künstlerkolonien von Skandinaviern, Amerikanern, Russen und Balten. Sogar aus Argentinien, Chile, Peru, Kappadokien, Indien, Java, dem Iran oder Neuseeland kamen einzelne nach Düsseldorf. Manche blieben nur einige Monate, andere ein Leben lang und prägten das Düsseldorfer Kunstleben. Viele von ihnen trugen das Düsseldorfer Schulgut zurück in ihre Heimat und gaben Anstoß zur Gründung neuer Kunstschulen. Auch innerhalb von Deutschland sorgten Malerschüler mit dem Wechsel an andere Institutionen für die Ausstrahlung der Düsseldorfer Malerei. Sie unterrichteten an den Kunstakademien in Dresden, Karlsruhe und Berlin, dem Kunstinstitut in Frankfurt a. M., der Kasseler und der Weimarer Kunstschule. So gingen von der Düsseldorfer Malerschule wichtige Impulse für die Entwicklung der Malerei des 19. Jahrhunderts aus.

Absatzmärkte


Ihren weltweiten Ruhm verdankte die Düsseldorfer Malerschule auch ihrem Geschäftssinn und den guten Netzwerken, die die Künstlerinnen und Künstler über die Landesgrenzen hinaus aufbauten. Da es nicht ausreichend öffentliche Aufträge gab, um alle Düsseldorfer Künstler*innen zu versorgen, regte der Kunstgeschichtsprofessor Ignaz Mosler mit Unterstützung Schadows 1829 die Gründung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westphalen an, der durch jährliche Ausstellungen, Ankäufe, Verlosungen und die Verbreitung von Nachstichen (Nietenblätter) den Absatz förderte und für die Verbreitung der Düsseldorfer Malerei sorgte. Zudem organisierte der Kunstverein Wanderausstellungen, die bis nach Amerika und Australien Verbreitung fanden. Der 1846 gegründete Galerieverein bemühte sich zusätzlich um den Erwerb von wichtigen Werken für die Düsseldorfer Gemäldesammlung. Günstig wirkte sich auch die Industrialisierung im Rheinland aus, die eine zu Wohlstand gelangte Käuferschicht hervorbrachte. Konkurrenz erhielt der Kunstverein durch das schnell wachsende Netz von Verkaufsausstellungen der Galerien und Auktionshäuser, unter ihnen die Permanente Kunstausstellung der Galerie Eduard Schulte. Regelmäßig waren Düsseldorfer Künstler mit ihren Werken auf den Berliner Akademie-Ausstellungen vertreten, auf denen ebenfalls wichtige Verkäufe getätigt wurden. Durch die Düsseldorf Gallery des preußischen Konsuls John G. Böker in New York fanden die Werke der Düsseldorfer Malerschüler ab 1849 große Beachtung in den USA.

Kulturelles Leben


Die Künstlerinnen und Künstler der Düsseldorfer Malerschule hatten regen Anteil am kulturellen Leben der Stadt, nicht nur im Bereich der Bildenden Kunst, sondern auch in Bezug auf Literatur, Theater und Musik. Zu Karl Immermann, der 1832 die Leitung des Düsseldorfer Theaters übernommen hatte, pflegten sie ebenso Kontakt wie zu den Düsseldorfer Musikdirektoren Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann. Festliche Umzüge wurden inszeniert, Theateraufführungen mit Dekorationen und Kostümen ausgestattet, Künstlerplakate gestaltet und Gedichte illustriert. Die Malerinnen und Maler organisierten Maskenspiele und stellten Gemälde in sogenannten ‚Lebenden Bildern‘ nach. Zudem war die Düsseldorfer Malerschule bekannt für ihre ausgeprägte Geselligkeitskultur, die sie in zahlreichen Vereinen auslebte. Der bekannteste ist der 1848 gegründete Künstlerverein Malkasten, dem fast alle Düsseldorfer Künstler angehörten und der bis heute aktiv ist.

Eduard Bendemann | Zwei Mädchen am Brunnen, 1833, Öl auf Leinwand, 131 x 183 cm, Inv.-Nr. M 1981-1, Foto: Kunstpalast – ARTOTHEK
Eduard Bendemann | Zwei Mädchen am Brunnen, 1833, Öl auf Leinwand, 131 x 183 cm, Inv.-Nr. M 1981-1, Foto: Kunstpalast – ARTOTHEK

Dokumentationszentrum Düsseldorfer Malerschule

Durch themenbezogene Ausstellungen und die Herausgabe des dreibändigen Lexikons Düsseldorfer Malerschule zusammen mit der Galerie Paffrath (1997-98), hat sich im Kunstpalast viel Wissen der Düsseldorfer Malerschule gesammelt. Seit dem Jahr 2000 wird auf dieser Basis in nicht digitaler Form ein Dokumentationszentrum zur Düsseldorfer Malerschule (DDM) aufgebaut, das von Wissenschaftlern und interessiertem Publikum regelmäßig genutzt wird.

Es stehen folgende Unterlagen zur Verfügung:

    Bild- und Textmaterial zu Künstlern und Künstlerinnen und ihren Werken der Düsseldorfer Malerschule und des Umkreises
    Hinweise auf Bestände in anderen Instituten in Deutschland und darüber hinaus
    Auswertung von Auktionskatalogen
    Teile von Künstler-Nachlässen
    Abschrift von Listen der Schüler, die an der Kunstakademie Düsseldorf eingeschrieben waren

    Eine umfassende Liste der in Düsseldorf tätigen Künstlerinnen und Künstler ist hier (s. Liste anbei „Künstlerliste der Düsseldorfer Malerschule) abrufbar.

    Die Chronik der Düsseldorfer Malerschule von 1815-2011 ist im Essayband zur Ausstellung „Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819-1918“ im Museum Kunstpalast Düsseldorf, hrsg. v. Bettina Baumgärtel, Michael Imhof Verlag Petersberg 2011, S. 353-376, erschienen und kann hier heruntergeladen werden.

    Rechercheanfragen können an Kathrin DuBois, Leiterin der Gemäldegalerie, gerichtet werden kathrin.dubois@kunstpalast.de.